Facebook ist bekannt dafür: man prescht möglichst schnell drei Schritte vor um dann nach heftigen, aufkommenden Protesten der Fangemeinde einen Schritt zurück zu rudern.
Ist dieses Prinzip bei Änderungen der Oberfläche vielleicht "nur" ärgerlich, kann dagegen für professionelle Seitenbetreiber eine Modifikation zum Beispiel im Suchalgorithmus wirtschaftlich bereits schädlich sein. Und als wäre dies nicht genug, ist es wie jetzt bei der vor 4 Wochen erfolgten Änderung der AGB hinsichtlich Datenschutz und Privacy außerordentlich bedenklich, manche empfinden sie sogar als gefährlich.
Facebook macht Ernst
Facebook nimmt sich seit 30 Januar 2015 das Recht heraus, auch außerhalb seiner Plattform User-Verhalten nicht nur aufzuzeichnen sondern auch übergreifend auszuwerten. Dies geschieht wie gehabt mit Hilfe von Cookies und den schon in der Vergangenheit hinsichtlich Datenschutz oft kritisierten Social Buttons. Neu und damit Stein des Anstoßes ist das Festschreiben und die damit angestrebte Legitimation einer übergreifenden Auswertung deines Nutzerverhaltens in den neuen Allgemeinen Geschäftsbedingungen.Die Möglichkeit eines Widerspruchs gab es und gibt es nicht, dir als User blieb zur Nicht-Zustimmung nur das Löschen deines Profils. Dies war und ist natürlich nur eine theoretische Alternative, die sich professionellen Nutzern, also häufig auch Seitenbetreibern, in der Praxis aus Gründen der Sichtbarkeit nicht stellt.
Angekündigt wurde das Vorhaben Ende November 2014. In Kraft treten sollten die AGB dann ursprünglich Anfang Januar 2015. Der Aufschrei, der Ende letzten Jahres durch die User-Gemeinde ging, veranlasste Facebook zumindest das Inkrafttreten der neuen AGB auf Ende Januar zu verschieben. Das war es dann aber auch schon.
Zuvor hatte sich noch der Bundestag damit beschäftigt, die Einführung der neuen AGB aber nicht unterbunden. Die Reaktion der User Ende Januar 2015 blieb verhalten, hatte man sich doch bereits zum Jahresende 2014 dagegen stark gemacht - und damit sein Pulver bereits verschossen? Oder sich zu sehr darauf verlassen, dass es anschließend der Gesetzgeber schon richten werde?
Jetzt sind wir soweit, die neuen AGB sind da und es stellt sich die Frage, wie du und ich als Anwender damit umgehen.
Hierzu ein kurzes, wenn auch überspitztes, Gleichnis: Auto fahren kann eine der schönsten Nebensachen der Welt sein. Oder auch das gefährlichste was ich machen kann – je nach Fahrstil!
Mit Facebook und deinem dortigen Verhalten in Sachen Privacy ist es ähnlich: ich kann gedankenlos umher sausen, überall auffallen und meine Spuren hinterlassen, oder aber bewusst, vorausschauend und sicher fahren. Mehr Spaß macht natürlich Ersteres, ist dafür aber auch gefährlicher – wie beim Auto.
Aus Angst ausspioniert zu werden die Nutzung komplett einzustellen, wäre natürlich schade und kontraproduktiv.
Wie viel besser ist es da doch, deinen ’Fahrstil’ anzupassen.
Handlungsempfehlungen Facebook Privatsphäre
Dabei unterscheide ich im Folgenden deine Rolle als User mit Facebook-Profil und darüber hinaus deine Rolle als eventueller Seitenbetreiber.User
Der "Treibstoff" mit dem Facebook funktioniert sind Informationen. Je privater und je mehr, um so besser - nicht nur für deine Freunde sondern auch für das soziale Netzwerk. Je genauere Informationen über deine Freunde, Familie, Kontakte, deine Interessensgebiete, Fachgebiete und Vorlieben, deine Mitgliedschaften etc. vorliegen, desto präziser kann Facebook Anzeigen auf dein Profil schalten und als Werbung an zahlende Kunden verkaufen.Wenn dich das nicht stören sollte, ist das völlig o.k. .
Wenn es dich stört, kannst du zwar an den Sichtbarkeits-Einstellungen herumschrauben und zum Beispiel so viel wie möglich auf ’Freunde’ oder ’nur ich’ stellen. Bedenke dabei aber, dass es trotzdem einen gibt der alles von dir weiß: Facebook! Du hast dich damit nämlich nur nach außen versteckt und bekommst deine auf dich personalisierte Werbung trotzdem eingeblendet. Das einzige was Facebook gegenüber wirklich hilft ist - neben dem Verwischen deiner Spuren, s.u., gewisse Informationen erst gar nicht anzugeben. Bedauerlicherweise bekommen deine sozialen Kontakte diese Informationen dann natürlich ebenfalls nicht.
Erschwerend kommt hinzu, dass Facebook pro Person nur ein persönliches Profil und dieses auch möglichst noch mit Klarnamen erlaubt. Mehrere Identitäten sind damit tabu! Facebook weiß also immer genau, mit welcher Person es das soziale Netzwerk im Augenblick zu tun hat. Insbesondere Seitenbetreibern wie auch dem normalen User sei trotzdem geraten, sich daran zu halten. Riskieren Sie doch sonst, die mühsam aufgebaute Seite bzw. Profil mit all den sozialen Verknüpfungen wegen Verletzung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu verlieren.
Seite
Seitenbetreiber haben automatisch zwei Rollen: Sie benötigen einmal ein persönliches Profil, um die Seite überhaupt anlegen zu können. Hier gelten die eben genannten Anmerkungen und Überlegungen.Die angelegte Facebook Seite selbst ist dann per Definition öffentlich, d.h. es können hier keine in der Sichtbarkeit eingeschränkten Beiträge verfasst werden. Immerhin ist es inzwischen möglich, auch als Seite veröffentlichte Beiträge im Nachhinein zu ändern sowie in dieser Rolle auch das berühmte ’gefällt mir’ zu vergeben. Auch hat der Seitenbetreiber die Möglichkeit, sein Profil dort anzuzeigen und sich so als Seiteninhaber zu Erkennen zu geben oder eben auch nicht.
Das war es dann aber auch schon mit dem Datenschutz-Möglichkeiten für Seiten.
Daraus ergibt sich folgende Regeln: als Privatperson sollte ich umsichtig unterwegs sein und das Prinzip der Datensparsamkeit anwenden. Wie weit ich damit gehe, was ich an Informationen angebe und wie ’dicht’ ich mein Profil mache muss jeder für sich selbst bestimmen.
Als Seitenbetreiber muss mir bewusst sein, dass ich mich stets im Raum der Öffentlichkeit bewege und mich dementsprechend so verhalte, wie ich es auch in der Öffentlichkeit tun würde. Private Äußerungen sind eben privat und gehören damit in das User-Profil. Auf einer (Geschäfts-) Seite sollte Privates nur sehr bewusst und gezielt eingesetzt werden. Auch sollte die Seite stets bei ihrem Thema bleiben, das ja per Definition sowieso öffentlich ist. Dies ist nicht nur der Privatsphäre förderlich, sondern erfreut darüber hinaus auch die Suchmaschinen und kommt der SEO-Optimierung zu gute. "Schuster bleib bei deinen Leisten" solltest du dir in Anlehnung an ein altes Sprichwort sagen.
Dies sind die Möglichkeiten, die sich dir als Anwender nach *außen* hin ergeben. Wie verhält es sich aber mit deiner Privatsphäre Facebook selbst gegenüber, also quasi nach *innen*? Wie kannst du dich gegen die neue, Seiten- und Anwendungsübergreifende „Verfolgung“ wehren? Nun ja, du solltest alle Angaben prüfen, anhand derer man dich eindeutig erkennen könnte. Zusätzlich solltest du bestrebt sein, alle Spuren zu löschen, anhand derer Facebook dich eindeutig „verfolgen“ könnte.
Hierzu gebe ich dir eine kleine Checkliste mit auf den Weg, Fragen, die du dir selber stellen und sehr gezielt und bewusst beantworten solltest.
Checkliste Facebook Privacy
Folgende Vorgehensweisen und Informationsangaben solltest du also überprüfen:- Registrierung: muss ich wirklich die E-Mail-Adresse nehmen, die sich sonst auch immer nehme? Ist es nicht vielleicht besser, dafür extra eine neue und ausschließliche E-Mail-Adresse für Facebook anzulegen? Telefonnummer ebenso: muss es wirklich die meines Haupt-Smartphones oder Festnetz sein? Oder kann ich nicht einfach mein altes Handy mit einer Prepaid-Paket Karte nehmen?
- Muss ich wirklich alle persönlichen Angaben treffen, die Facebook von mir haben will? So ist zum Beispiel allein schon die Angabe des Geschlechts für die Werbeindustrie Gold wert. Ebenso verhält es sich z.B. mit deinem Geburtsdatum.
- Muss ich wirklich die vorgegebenen Kategorien ’Freunde’, ’Enge Freunde’, ’Familie’ nutzen? Oder lege ich statt dessen nicht besser eigene Listen mit weniger aussagekräftigen Namen an.
- erlaube ich Facebook den Zugriff auf meine Kontakte?
- Erlaube ich Facebook den Zugriff auf meine anderen sozialen Profile. Falls ja: nur den Zugriff auf die sozialen Accounts meiner öffentlichen Seite oder auch auf die meiner privaten sozialen Profile?
- muss ich mich auf weiteren sozialen Plattformen wirklich immer mit meinen Facebook Account anmelden? Das ist zwar bequem, ich muss mir aber stets darüber im Klaren sein, dass der "große Bruder" ständig ein Auge auf mich wirft.
- Muss ich wirklich immer bei Facebook eingeloggt sein, oder ist es nicht besser, mich bewusst ein- und insbesondere auch wieder auszuloggen?
- Benötige ich Facebook wirklich zwingend auf meinem mobilen Gerät wie Smartphone oder Tablet? Falls ja: Brauche ich Facebook wirklich auf all meinen mobilen Geräten?
- leere ich auch auf meinen mobilen Geräten zumindest gelegentlich den Browser-Cash?
- wie sehen die Cookie-Einstellungen auf meinen mobilen Geräten aus. Akzeptiere ich hier etwa alles, was da kommt?
- Falls ich Facebook auf einem mobilen Gerät benötige und nutze: muss die Standorterkennung (GPS) wirklich ständig aktiv sein?
- Muss ich dieses Foto wirklich auf Facebook hochladen? Muss ich die Personen darauf unbedingt markieren? Sind die betroffenen Personen wirklich alle mit der Markierung einverstanden?
- Am PC oder Mac: Soll ich wirklichen den gleichen Browser für Facebook nutzen, den ich sonst auch immer nutze? Installiere ich nicht besser einen extra Browser für Facebook und umgehe so die Social Button Problematik?
- nutze ich Browser Addon’s (wie z.B. Better Privacy), die nach Beenden die Cookies automatisiert löschen?
- kenne ich den Modus "privates Surfen" meines Browsers und benutze ihn auch?
- benutze ich Festplatten "Putzer", die ungewollte "Datenrückstände" beseitigen?
- Bin ich vielleicht eine besonders vorsichtige / umsichtige Natur? Dann treibe ich es "auf die Spitze" und nutze zum Beispiel beim Mac den Gast Account, der sich nach einem Logout von selber wieder auf dem Ausgangsstand zurücksetzt? Falls ja: dies ist mit Sicherheit die wirkungsvollste Variante. (Wichtig: Beachte dabei, dass gespeicherte Daten gelöscht(!) sind, sobald du dich ausgeloggt hast).
Wie allgemein in Security- und Datenschutz-Belangen gilt auch für Facebook die bekannte Regel: je sicherer ich meinen Account (Facebook gegenüber) mache, um so unkomfortabler wird dessen Benutzung. Diese Kröte muß ich dann also schlucken.
Andererseits macht es in einem sozialen Netzwerk eigentlich keinen Sinn, wenn ich mich komplett "abschotte". Das wäre doch irgendwo unsozial, oder? Andererseits: was Facebook da momentan treibt ist auch nicht gerade sozial! Und halt, Abschotten kann doch Sinn machen, wenn ich die Facebook-"Power" ausschließlich für meine Seite nutze und mich privat Facebook gegenüber aber bedeckt halten möchte. Dumm ist dabei nur, das ich mich damit auch meinen mit Mitmenschen gegenüber verschliesse.
Finde also für dich selber das richtige Maß an sozialer Öffnung und Privatsphäre heraus.
Facebook und die damit verbundenen Möglichkeiten sind eine tolle Sache, nicht dass ich hier missverstehen. Es soll lediglich gelten: Augen auf im Straßenverkehr! ;)
Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Denkanstöße geben und wünsche dir bei deiner Abwägung Viel Erfolg und stets gutes Gelingen!
Was meinst du? Sind einige der Vorschläge hier übertrieben? Vielleicht sogar ’paranoid’? Hast du eventuell noch andere Tipps und Tricks auf Lager? Dann gerne her damit ... . Ich habe nicht behauptet, die Liste sei vollständig ... :)
Wie hälst du es jetzt mit dem Datenschutz Facebook gegenüber? Schreibe doch deine Meinung in einen Kommentar wenn du magst. Oder besuche EinfachBloggen doch einfach auf seinen anderen sozialen Profilen. Bis bald!
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